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Irrationalität und Brexit

Dienstag 26. März 2019, von mond

Hier ein FB Post von Lena Doppel-Prix zum Brexit:

Zitat:

“So bescheuert das Brexit-Theater auch ist, es räumt wenigstens mit ein paar vertrottelten Politik-Mythen auf, so zB. mit

- Politik ist ein Job, den nur langjährige Politiker gut machen können

- Gerade konservative Politiker mit wirtschaftlicher und managerialer Kompetenz sind effektiv und wissen was sie tun

- in der Politik geht’s um Interessensabwägung und rationale Entscheidungen

- Emotionen sind in der Politik nicht entscheidend

- die Politik ist von der Wirtschaft gesteuert

- Politik wird das tun, was für den Kapitalismus das beste ist

- Neoliberale bestimmen die Politik Europas
usw usf.

Alles Bullshit, am Ende des Tages sind wie doch alle nur angezogene Affen gefangen in der Gruppendynamik unserer Peers mit einem Hang dazu uns das schönzureden was uns wirklich steuert: Keine Politzampanos, keine Industriekapitäne und auch keine Reptilienmenschen, sondern unser Reptiliengehirn

Ich würde mich als Marxisten bezeichnen und wenn ich versuche die Welt zu verstehen dann versuche zuerst einmal die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen: Wer profitiert von einer bestimmten Politik? Wer hat ein materielles Interesse daran, dass die Dinge so organisiert sind und nicht anders? Natürlich: Die aus all den materiellen entstandene Ideologie führt ein Eigenleben und ist wirksam, auch über ihre materielle Basis hinaus. Aber unterschätzen wir den Einfluss der Irrationalität?

Nationalismus hat einen ökonomischen Hintergrund: Siehe The economics behind closed borders. Geschlossene Grenzen dienen dazu die Lohnunterschiede aufrecht zu erhalten aus denen die global verteilte Produktion guten Profit ziehen kann. Dort wo Menschen die Grenzen passieren dürfen sind sie i.a. entrechtet und müssen zu einem Hungerlohn arbeiten. Und dann nützt der Nationalismus natürlich noch der Kriegsindustrie. Daneben dann noch Rivalitäten innerhalb der Kapitalfraktionen.

Materiellen Hintergrund für die Ideologie hinter dem Brexit gibt es also mehr als genug. Dass diese nicht so genau dosierbar ist wie es gerade optimal für das Kapital ist sollte uns eigentlich nicht wundern. Tut es dann aber doch. Mich zumindest.

Irrationalität ist im Grunde die Basis für den Kapitalismus: Würden die Menschen rational handeln würden sie nicht ein System aufrecht erhalten dass unseren Planten zerstört und auch sonst ihren eigenen materiellen Interessen in vielerlei Weise entgegengesetzt ist. Wollen die NEOs uns manipulieren? Nein die glauben den Schwachsinn von der allheilbringenden Kraft der freien Martwirtschaft. Wollen Strache und Kickl uns Manipulieren? Nein, die glauben die menschenverachtende Hetze die sie verbreiten selbst. Einzig bei Kurz bin ich mir nicht sicher. Ich denke er manipuliert sehr bewusst, während ein Großteil der “alten ÖVP” die eigenen Politik sehr wohl glaubt.

Ich denke wir sollten uns diese Irrationalität öfter bewusst machen.

Die Frage ist: Lässt sich Irrationalität mit Verstand und Logik bekämpfen? Im ersten Augenblick denken wir wohl: Nein. Die Menschen die aus einem Bauchgefühl heraus agieren, die sich von Voruteilen und Gefühlen leiten lassen anstatt Fakten und Logik zu bemühen können wohl nicht ganz so leicht mit Logik erreicht werden.

Wir können und sollen versuchen die Widersprüche möglichst klar und einfach darzustellen. An dieser Stelle stellt sich dann die Frage nach linkem Populismus. Offensichtlich meinen einige, dass der Kampf um die richtigen Postitionen schon verloren ist uns es notwendig ist sich den Irrationalen Positionen anzunähern. Ich denke das kann nur schief gehen: solcher Populismus wird gerade von den Leuten die aus ihrem Bauch heraus agieren letztlich auch durchschaut.

Franz Schäfer (Mond), März 2019.


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