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Verachte die Marke! No Logo!

Sonntag 11. Februar 2007, von mond

Mit einer "Achte auf die Marke" Kampagne will die Wirtschaft wieder mal ihre Extra -Profite für teuer beworbene Marken absichern. Was haben wir davon?

Unter den vielen verschiedenen so genannten geistigen Eigentumsrechten, gegen die wir KommunistInnen ankämpfen, erscheint der Markenschutz ein wenig außenseiterhaft. Wo mittels der anderen Gesetze nützliche Güter (Wissen, Information, etc.. ) künstlich rar gemacht werden, sind die Markenrechte sehr eigentümlich mit den Gütern auch der materiellen Welt verknüpft. Fast alles, was es im Supermarkt zu kaufen gibt, läuft unter einer Marke. Wie nützlich eine weitgehende Abschaffung auch der Markenrechte sein könnte, ist dabei vielen Menschen nicht bewusst.

„Die Bedürfnisse sind grenzenlos“ ist eine der grundlegenden Prämissen der kapitalistischen Wirtschaft. Nur so kann das stetige Wachstum erklärt werden, das notwendig ist, wenn aus 100 Euro 110 gemacht werden sollen und daraus wieder 121 und so weiter... Dass das Ganze irgendwann an irgend welche ökologischen Grenzen stoßen könnte, ist den bürgerlichen Wirtschaftstheoretikern leider entgangen. Um die Bedürfnisse nach immer neuen Gütern aufrecht zu halten, muss kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Beworben wird i.a. nicht ein konkretes Produkt, sondern eine ganze Marke. Die Werbung macht uns also unzufrieden. Sie weckt den Bedarf nach etwas, was wir gar nicht wirklich brauchen. Was tun gegen die unnütze Werbung? Einfacher als die Werbung zu verbieten, wäre es, den Markenschutz stark zu beschränken. Wenn eine Marke nicht geschützt ist, kann jede/r sie kopieren. Die Bewerbung wird damit wenig attraktiv für die Konzerne. Wo ansonsten die Apologeten der „freien Marktwirtschaft“ nicht müde werden, die "bösen Staatsinterventionen" anzuprangern, haben die selben Apologeten kein Problem damit, dass die bewaffnete Staatsgewalt hier die Markenmonopole der Konzerne beschützt.

Nike produziert ja keine Turnschuhe, sondern lässt von Subunternehmern ihr Label aufnähen oder aufdrucken. Für die KonsumentInnen entsteht damit kein Wert, kein neuer Turnschuh, den man/frau tragen könnte. Alles was durch das Label befriedigt wird, ist ein virtuelles Bedürfnis. Mit Auflösung des Markenschutzes wäre das Problem vom Tisch. Einige werden jetzt einwenden: Aber was ist mit den Qualitätsmerkmalen? Wenn ich irgend ein beliebiges Erfrischungsgetränk kaufe, will ich doch wissen, wie das schmeckt. Ich will nicht Almdudler kaufen, der dann nach Zitronenlimonade schmeckt, etc.. etc.. Brauchen wir Marken nicht dennoch als Kennzeichnung, um uns in der Produktvielfalt orientieren zu können? Diesem Argument kann folgendes entgegen gehalten werden:

Erfüllen die bestehenden Markennamen diese Funktion als Qualitätsmerkmal und Orientierungshilfe? Eigentlich nicht besonders gut. Getränke derselben Marke werden je nach lokalem Geschmack verschieden gesüßt. Im indischen Bundesstaat Kerala wurde z.b. Coca-Cola wegen der hohen Nitratbelastung verboten. Zigaretten haben unterschiedliche Qualität. Besonders ärgerlich: Zum Teil werden von Herstellern von Computerzubehör (USB-Stick, Wireless-Karten, etc..) Geräte mit der selben Produktbezeichnung (XY-530A) verkauft, die total unterschiedliche Chips eingebaut haben. Für den einen kann es z.B. einen Linux-Treiber geben, für den anderen nicht. etc.. Die Markennamen sind also kein besonders gutes Merkmal für Qualität. Besser wären hier unabhängige Prüfzeichen anhand offizieller Qualitätsnormen.

Im Bereich der Pharmaprodukte sind Generika mit denselben Inhaltsstoffen als Alternative zu teuren Markenprodukten sehr beliebt. Wirklich sinnvoll wäre also eine Abschaffung des Markenschutzes nur zusammen mit einer weitgehenden Abschaffung aller anderen so genannten "geistigen Eigentumsrechte". Wenn Hersteller verpflichtet werden, alle Herstellungsverfahren, Rezepte, Software, etc.. für Produkte offen zu legen, dann können Alternativprodukte mit exakt den selben Rezepten gefertigt werden. (Siehe auch: 11 Argumente gegen so genanntes „geistiges Eigentum“)

Das alles mag radikal klingen, dabei hebelt es das kapitalistische System noch nicht einmal völlig aus, sondern lindert nur einige seiner Fehler

meint euer
Franz Schäfer. (Februar 2007)


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