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CSR - Corporate Social Responsibilty

- oder wie sich der Bock zum Gärtner macht

Freitag 17. Februar 2006, von mond

Die katastrophalen Auswirkungen des Kapitalismus werden für immer mehr Menschen sichtbar und der sich formierende Widerstand gegen die Diktatur der Konzerne bleibt nicht unbemerkt. Die Bilder von Seattle und Genua vor Augen
wurde in den Chefetagen angefangen darüber nachzudenken wie denn darauf reagiert werden soll. Eine groß angelegte PR Kampagne für den Kapitalismus muss her. Das alte Schlagwort von der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ mit dem die neoliberalen Chefideologen Jahrzehntelang viele Menschen ein lullen konnten war schon einwenig angestaubt. Es wieder groß hervor zu kramen hätte die Sache wohl noch verschlimmert, denn den Menschen wäre in einer Zeit in der öklogische Katastrophen und eine die Zerschlagung der Reste des Sozialstaates auf der Tagesordnung stehen vielleicht klar geworden dass dieses Jahrzehntelange leere Gerede von der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ ihnen nichts gebracht hat und dass es sich dabei vielleicht um einen Widerspruch in Sich handeln könnte.

Ein neues Schlagwort musste also her. „CSR - Corporate Social Responsibilty“ heißt das neue Zauberwort mit dem der Kapitalismus sich gut Verkaufen möchte. Marketing ist ja immerhin etwas was dieser perfektioniert hat.

Aber CSR ist viel mehr als nur ein neuer Label für die Bewerbung des Kapitalismus. Hinter dem neuen Zauberwort verbirgt sich auch ein neues Konzept um die neoliberale weiter Agenda voranzutreiben

Einschub: CSR for Dummies: Wie funktioniert das Ganze?

Firmen wollen ein gutes Image. Besonders teure Nobelmarken verkaufen ja gerade dieses Image. Nicht nur „Bio“ sollen die Prudkute sein sondern auch noch „Sozial“. Insbesondere Nobelmarken wollen nicht gerne an den Pranger gestellt werden weil sie ihre Produkte in Kinderarbeit in Asien fertigen lassen. Wir brauchen also eine Instanz, die dieses Wohlverhalten zertifizieren kann. Hier kommen die NGOs ins Spiel. Organisationen in denen Menschen ehrenamtlich für eine bessere Welt engagiert sind haben einen guten Ruf aber wenig Geld. Konzerne haben das Geld aber keinen guten Ruf. Und im Marktwirtschaftlichen Spiel der Kräfte wird jetzt von den Unternehmen dieser gute Ruf von den NGOs gekauft. Die NGOs stellen den Unternehmen ein gutes Zeugnis aus und die Unternehmen finanzieren die Beurteilungstätigkeit der NGOs. So werden aus den für die Unternehmen bedrohlich wirkenden zivilgesellschaftlichen Bewegeungen neue Bussinesspartner.

Natürlich gilt: Wer zahlt schafft an. Die Unternehmen selbst legen sich die Regeln auf die sie einhalten wollen und suchen sich aus von wem sie denn jetzt zertifiziert werden wollen. Wer zu kritisch ist bekommt halt nächstens keinen Prüfungsauftrag mehr - es gibt schließlich genug NGOs die froh über ein kleines Zubrot sind. Findet sich sonst niemand, dann wird eben eine Fake-NGO gegründet. Jedenfalls darf das CSR Label nicht mehr kosten als es auf der anderen Seite einbringt.

CSR - Corporate Social Responsibilty So wir wohl in Zukunft auf dem einen Produkt ein „social responsible“ Label klebt etwas teurer sein. Die, die sich ihre Moral dann noch leisten können werden zu diesen Produkten greifen und der Rest kauft halt was er oder sie sich noch leisten kann. Die Moral wird so optimal vermarktet wie nur möglich.

Aber zurück zur neoliberalen Agenda. „Mehr privat weniger Staat“ der neoliberale Slogan der uns Jahrzehntelang vor geleiert wurde ist heute weitgehend verwirklicht. Selbst elementarste Daseinsvorsorge wird der Marktwirtschaft unterworfen. Der bürgerliche Staat is zwar ohnehin zum willfährigen Vollstreckungsgehilfen der Konzerninteressen verkommen aber die neoliberale Ideologie will ihn gänzlich zerschlagen. So kommt dieser in der CSR Debatte erst gar nicht mehr vor. Der Prozess des politischen „Lobbying“ um den eigenen Interessen entsprechende Gesetze zu bekommen ist der Wirtschaft zu mühsam geworden. „Die hinken den Tatsachen ja ohnehin nur hinterher“ heißt es.

Warum sich die Spielregeln nicht gleich selber machen und sich die passenden Schiedsrichter einfach selber einkaufen? Das ist es worauf CSR hinausläuft: Die Diktatur der Konzerne zu perfektionieren und die Überreste der Demokratie noch weiter aus zu höhlen. Wer sich auf den Diskurs einlässt hat die erste Premisse schon akzeptiert: Die Spielregeln werden künftig von den Konzernen selbst gemacht.

Im Zentrum von CSR steht damit auch nur mehr das individuelle Verhalten der einzelnen Konzerne aber nicht mehr das System als ganzes. Individuelles wohl verhalten anhand individueller Verhaltenskodices anstatt Politik.

Kam das Gebrabbel von der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ noch aus den Mündern der PolitikerInnen so ist das CSR Gesülze schon die Domäne der Konzernchefs und deren PR-BeraterInnen. Die Auflösung der Politik ist bereits voll im Gange.

Für große Konzerne ist CSR auch ein bequemes Mittel um die Verantwortung entlang der Zulieferkette abzuschieben. Es wird eine gut klingende CSR-Policiy ausgearbeitet, die den Zulieferern natürlich auch allen brav mitgeteilt wird. Wenn dann irgend ein Sweatshop auffliegt der sich nicht an die hochglanz CSR Policy hält dann kann der Konzern stolz auf die eigene Policy verweisen und die Verantwortung den Zulieferer anlasten. Gekauft wird dann halt bei anderen Zulieferern die auf Grund des Preisdrucks die Einhaltung von Policies versprechen müssen die sie nicht Einhalten können.

Wie sieht das auf Seiten von Gewerkschaften und NGOs aus die sich jetzt so freudig auf das CSR Thema stürzen?

Die Verlockung ist natürlich groß: Endlich ernst genommen werden: Am Verhandlungstisch mit den Konzernbossen und etwas Kohle springt in der Zusammenarbeit auch heraus. Für Gewerkscharten ist es wohl so eine Art Neuauflage der Sozialpartnerschaft.

Die Frage die sich für NGOs stellt die ernsthaft an einer grundlegenden Gesellschaftsveränderung interessiert sind stellt ist:

Definitionsmacht

Kann der Begriff umgedeutet werden? Ist es möglich den Diskurs zu enführen und in eine Richtung zu treiben die von den Unternehmen nicht eingeplant war? Nur wenn dies möglich wäre, wäre eine Mitarbeit an CSR gerechtfertigt. Ich denke dass dies in diesem Falle nicht leicht möglich ist. Wie oben erwähnt: Wer sich auf den Diskurs einlässt hat die erste Premisse schon akzeptiert: Die Spielregeln werden künftig von den Konzernen selbst gemacht.

Mitspielen kann bei CSR auch nur wer ein gutes Image zu verkaufen hat. Aber in einer Welt in der die Medien sehr stark kommerziellen Interessen unterworfen sind ist das kein leichtes Spiel. Im Sinne von Zuckerbrot und Peitsche: Wer mitspielt bekommt lukrative Consulting Aufträge und wer sich ziert der wird Medienmässig fertig gemacht. Ein guter Ruf ist schneller zerstört als Aufgebaut. Die Medienkampagne die Momentan gegen Greenpeace gefahren wird zeigt wie es laufen wird.

Einzig wirksame Gegenstrategie zu CSR kann es dann aber nur sein den Begriff selbst zu bekämpfen. Eine Kampagne die die Hintergründe von CSR Aufzeigt und anprangert dass sich hier der Bock selbst zum Gärtner machen will. Anprangern, dass die Aushöhlung der Demokratie schon so weit fortgeschritten ist.

Franz Schäfer (mond). Februar 2006.

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