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Die Ökonomie Freier Software und die politischen Forderungen die sich daraus ergeben

Samstag 14. Dezember 2024, von mond

Warum dieser Text? Eigentlich wollte ich ja zu KI und Open-Source etwas schreiben, dabei habe ich gemerkt, dass gerade viele jüngere Menschen nicht mehr mit den Ideen Freier Software vertraut sind. Das was hier zu lesen ist, ist also nicht besonders neu und innovativ sondern gibt in weiten Teilen die Diskussion wieder die wir schon vor 20 Jahren hatten.

Den Kapitalist:innen das Eigentum an Produktionsmittel zu entziehen und es in die Hand der Arbeiter:innen zu geben klingt nach einer radikalen, kommunistischen Forderung, dabei ist das genau das was im IT Bereich sehr verbreitet ist:

Wichtigstes Produktionsmittel um neue IT Produkte zu schaffen ist der Source Code von bestehenden IT Produkten. Kaum jemand kann es sich leisten größere Produkte von Grund auf neu zu entwicklen. Selbst die großen Konzerne setzen auf "Open Source". Linux ist als Server Betriebsystem unangefochten. Mehr als 90% der Server in der Cloud verwerden Linux. Programmiersprachen wie C, C++, Python, R, Java, JavaScript, R, etc. Sind "Open Source" oder werden meist in ihren "Open Source" Versionen verwendet.

Wer verstehen will, wie es kommt, dass sich im Herzen der kapitalistischen High-Tech Produktion ein stück Kommunismus eingeschlichen hat, muss die Ökonmie von Software verstehen:

Software die einmal geschrieben ("produiert") wurde kann praktisch ohne Kosten beliebig oft kopiert werden. Die Grenzkosten sind exakt Null. Das gilt für Freie und für kommerzielle Software. Freie Software/Open Source Software ist oft entstanden in dem eine Person oder eine Firma eine bestimmte Aufgabe mit Software lösen wollte. Wenn die Person die Software nicht vermarkten will dann wird diese oft verschenkt. Das hat auch für den/die ersten User:in einen Vorteil: Damit wird die Software auch von anderen getestet und eventuell dokumentiert und vielleicht sogar von anderen Menschen weiterentwickelt. Es bringt also Vorteile die Software zu teilen.

Wonach richtet sich der Preis für kommerzielle Software?

Kommerzielle Software wird initial oft recht günstig angeboten, denn die Hersteller der Softare erhoffen sich längerfristig hohe Gewinne durch Updates und Abonoments. Hier werden vor allem die zahlreichen "Lock-In" Effekte genutzt die bei Software auftreten:

  • Haben sie mit einem Software Tool schon viele Dokumente erstellt dann
    müssen sie, um diese Dokumente weiterhin öffnen zu können diese
    Software weiter einsetzen. Trotz mehr oder weniger "offener" Standards
    für wichtige Dokumentformate ist es oft so dass komplexere Funktionen
    mit anderen Software Produkten dann nicht 100% kompatibel sind. Der
    Preis der Software ist hier die Lösegeldforderung für die in Geiselhaft
    gehaltenen Daten.
  • Komplexe Software muss mit anderer Software zusammenspielen. Nach einer
    gewissen Zeit haben sie rund um ihre Software viele andere Tools
    angeschafft oder selbst entwickelt. Ein Wechsel der Software wird dann
    immer aufwändiger weil auch die Landschaft an Tools angepasst werden
    muss.
  • Benutzer:innen die eine Software gelernt haben wollen nicht unbedingt
    umlernen. Bei einer komplexen Software ist der Umstieg damit mit einem
    erheblichen Aufwand and Zeit und Geld verbunden.

Für Software die zu Kommunikation und Datenaustausch benutzt wird kommt zusätzlich auch noch der "Netzwereffekt": Wer z.B. eine bestimmte Software
für die Kommunikation einsetzt erzeugt damit einen gewissen Druck auf alle anderen die jetzt mit dieser Software kompatibel sein müssen. "Schick mir
einfach eine WhatsApp" - damit werden andere Menschen genötigt ebenfalls diese Software zu verwenden. Insbesondere wenn diese Kommunikationstools
keine offenen Schnittstelle haben die einen Austausch mit anderen Programmen ermöglichen würden. Solche Programme nach Möglichkeit nicht zu verwenden ist daher auch eine Sache der Solidarität.

Der initiale Einkauf kommerzieller Software ist als meist recht einfach und vergleichsweise billig. Oft sogar gratis. Das Verkaufsparadigma des Drogendealers: "Der erste Schuss ist gratis". Die laufenden Kosten sind dann meist schon höher und wirklich teuer wird dann vor allem der Ausstieg. Beim Vergleich von Software-Kosten sollten daher immer auch die Exit-Kosten mitgerechnet werden.

Warum gibt es noch kommerzielle Software?

Angesichts der Probleme die das Lock-In kommerzieller Software bringt ist es nicht verwunderlich dass große Unternehmen intern sehr stark auf Freie Software und Open Source setzen. Aber dennoch sehen wir in vielen Unternehmen auch sehr vieles an kommerzeiller Software. Woran liegt das?

Offensichtlich ist das wirtschaftlich-technische Verständnis das notwendig ist um die Nachteile kommerzieller Software zu verstehen nicht sehr ausgeprägt. Besonders Manager die keinen ausgeprägten IT Hintergrund haben unterschätzen die Lock-In Effekte die mit der Komplexität von IT-Lösungen kommen. Wenn ich heute eine Maschine vom Hersteller A kaufe kann ich sie in ein paar Jahren relativ leicht durch eine Maschine vom Herteller B ersetzen. Bei Software ist aber um Größenordnungen schwieriger.

Selbst dort wo das Verständnis vorhanden wäre fehlt es oft an der notwendigen Motivation im Managment. Manger:innen sind oft nur wenige Jahre im Unternhemen und wissen das auch. Daher denken diese meist recht kurzfristig. Der Kauf einer Software die ein aktuelles Probelm schnell löst läst sich als Erfolg verkaufen. Die mittel- und langfristigen Probleme die damit einhergehen kümmern die Manager:innen kaum, denn dann sind sie in ihrer Karier schon ganz wo anders.

Für die Nachfolger:innen ist es dann auch nicht leicht: Durch die Lock-In Effekte ist ein Ausstieg erst recht aufwendig und man entscheidet sich für ein Weiterwursteln.

Ein Faktor der ebenfalls nicht unterschätzt werden soll ist der Bereich der Korruption. Den technischen Mitarbeiter:innen wird unter dem Vorwarnd der Weiterbildung eine Teilnahme an "Konferenzen" in Las-Vegas angeboten. Im Managment kommt dann auch noch der Drehttür Effekt ins Spiel: Der Wechsel der Personen vom Kunden zu Vertriebsfirmen und Herstellern.

Um das Projekt der Stadt München zu torpetieren dass einen Umstellung der IT auf Linux und Open-Source bedeutet hat Microsoft die Verlegung der Unternehmenszentrale nach München in Aussicht gestellt.

Nachteile kommerzieller Software

Kommerzielle Software hat viele Nachteile, aber wie ob en dargelegt, müssen diese oft in Kauf genommen werden weil die Lock-In Effekte und oft auch die Netzwerk-Effekte keine Wahl lassen.

Nachteil: Kosten

Nehmen wir als Beispiel Office Packete. Microsoft Office Packte kosten etwa 50 bis 100 Euro pro Jahr. Libre Office ist gratis muss aber natürlich auch entwickelt werden. Es wird geschätzt dass der Aufwand für die Weiterntwicklung von Libreoffice etwa 50 Vollzeit Beschäftigte ist. Aber nehemn wir an es wären 250. Nehmen wir an die Kosten für die Entwickler:innen wären etwa 80 000 Euro/Jahr und Person. D.h. die Entwicklung von Libreoffice würde etwa 20 Millionen Europ pro Jahr kosten. Es gibt Weltweit etwa 1.2 Milliarden Menschen die Office Packte nutzen. D.h. die Kosten für ein Office Packet wären damit bei 1.7 cent/Jahr/User. Der Preis des Microsoft Produkts ist damit um den Faktor 6000 höher als die Herstellungskosten!!

Wie eingangs erwähnt: Der Preis von Software hat nichts mit den Herstellungskosten zu tun sondern ist nur eine Lösegeldforderung für die in Geiselhalft gehaltenen Daten.

Nicht jede Software ist gleich um 3 bis 4 Größenordnungen überteuer. Oft ist es "nur" ein Faktor 10 oder 100. Microsoft hat 2024 einen Umsatz von 245 Milliarden US$ prognostiziert. Wenn wir annehmen dass ein Großer Teil davon direkt oder indirekt über Software gemacht wird und wenn wir annehmen dass der verkauften/vermmieteten Software nur ein kleiner Bruchteil von Leistung (Im Sinne Bezahlter Arbeit von Entwickler:innen) entgegensteht dann verursacht alleine die Existenz dieses Konzerns einen weltweiten Schaden in der Größenordnung von 100 Milliarden Dollar. Geht us um den Verkauf überteuerter Hard- und Software und das Ausnützen des Lock-In Effekts müssen sich die Konkurenten in Cupertino keinesfalls verstecken.

Nachteil: Übwarchung

Trotz der astronomischen Gewinnspannen versuchen die Software Konzerne weitere Gewinne zu erziehlen. Oft passiert dies über Werbung. In Windows 11 ist dies besonders gut zu sehen. Um die Werbung "zielgerichtet" zu platziern wird unser Verhalten extrem genau ausspioniert. Kaum sucht man nach einem bestimmten Begriff bekommt man wochenlang Werbung zu allem was damit in Zusammenhang stehen könnte.

Kommerzielle, Closed-Source Software hat im Bereich der Überwachung ein Grundsätzliches Problem: Da wir den Source-Code nicht kennen ist es für die Firmen relativ leicht Überwachungsschnittstellen und Back-Doors einzubauen. Die US-Regierung zwingt Unternehmen oft dazu dies zu tun. Der FISA (Foreign Intelligence Surveillance Act) erlaubt den USA sehr breite Spionage. Spätestens seit Snowden wissen wir dass dieser auch sehr intensiv genützt wird. Erst kürzlich wurden die FISA Befugnisse nochmal ausgeweitet.

Wir wissen also mit ziemlicher Sicherheit dass US-Software für Spionage gegen uns genutzt wird. Und natürlich sind die USA hier nicht die Einzigen.

In jüngster Zeit sind auch einige Fälle bekannt geworden in denen Versucht wurde Backdoors in Open-Source Projekte einzuschleusen. Aber dadurch das der Souce-Code hier offen ist sind diese Versuche relativ rasch aufgefolgen.

Nachteil: Sicherheitslücken

Neben dem absichtlichen User-Tracking für Werbung und den Überwachungsschnittstellen der Geheimdienste ist das Thema Sicherheit generell ein Problem in kommerzieller Software.

Jede Software hat Bugs, aber in Closed-Source Software werden diese nicht so oft gefunden. Viele dieser Bugs sind nicht nur lästig sondern können auch von Hacker:innen ausgenutzt werden und stellen damit ein Sicherheitsrisiko da. Sicherheit ist für viele Firmen kein Schwerpunkt. Da werden zuerst neue Features eingebaut bevor die Zeit der Entwickler für Fehlerbehebungen. In der Konzeption der Produkte setzen die Firmen immer mehr auf oberflächlichen "Bedienungskomfort" statt auf Sicherheit.

Erst wenn der Leidensdruck durch die mangeldne Sicherheit so hoch wird handeln die Firmen. Sie verkaufen dann nochmal teure Updates oder man muss bei einem windigen Dritthersteller Anti-Virus Software kaufen.

Die Situation hat sich zwar im letzten Jahrzehnt etwas verbessert aber Sicherheit ist immer nach wie vor ein Stiefkind der Software Industrie.

Die vielen Bugs, das absichtliche Usertracking zu Werbezwecken zusammen mit den Backdoors der Geheimdienste ergeben hier einen extrem porblematischen Mix.

Nachteil: Ungewisse Zukunft

Mit der laufenden Zahlung der Lizenen für die kommerzielle Software kann man sicherstellen dass man auf die eigenen Daten auch weiterhin Zugriff at. Allerdings kommt es durchaus auch vor, dass das eine oder andere kommerzielle Programm ganz vom Markt verschwindet. Damit hat man dann jede Menge Daten in einem Format dass man nicht mehr nutzen kann. Im besten Falle kann man es mit mehr oder weniger Aufwand und mit einigen Verlusten an Details in ein anderes Format konvertieren das mit einem anderen Programm weiter genutzt werden kann. Dann verliert man nur das Know-How über die Benutzung des alten Programms und muss Zeit und Geld in das Umlernen Investieren.

Das kann natürlich auch bei Open Source Software passieren. Da der Souce Code offen ist ist es deutlich leichter das Produkt weiter am Leben zu erhalten (z.B. auf neue Betriebsystem Versionen zu portieren) und ebenso deutlich leichter die Daten zu exportieren.

Freie Software aus sichet der Entwickler:innen

Oben haben wir uns vor allem mit den Problemen kommerzieller Software aus der Anwänder:innensicht (Privat und im Bereich von Firmen) auseinander gesetzt. Wie sieht die Situation aus Sicht der Entwickler aus? Wie ist die Arbeitnehmer:innen Sicht?

Wer bei einem großen Software Konzern an einem kommerziellen Produkt arbeitet hat nach einer gewissen Zeit sehr viel Know-How aufgebaut das sehr an diese Produkt gebunden ist. Will man als Arbeitnehmer:in in eine andere Firma wechseln geht ein großer Teil dieses Produktspezifischen Know-Hows verloren. D.h. wir haben auch einen gewissen Lock-In Effekt für die Entwickler:innen. Der Arbeitgeber kann den Entwickler:innen weniger Geld bezalen weil sie nicht so ohnehin nicht ganz so leicht den Job wechseln können.

Im Gegensatz dazu ist das Know-How über Freie/Open-Source Software deutlich "portabler".

Wie stark dieser Aspekt ist hängt natürlich stark von der Tätigkeit ab. Für Software Enwtickler:innen. Wer z.B. viel Erfahrung mit der Installation von Produkten eines Monopolkonerns aufgebaut hat kann diese Erfahrung mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei einem anderen Arbeitgeber nutzen. Eben weil das Produkt des Monopolisten entsprechnd weit verbreitet ist. Der Lock-In Effekt für den/die Arbeitnehmer:in ist hier nicht vorhanden - dafür ist der Wirschaftliche Schaden für die Gesellschaft als Ganzes um so größer.

Da bei Freier/Open Source Software keine Lizenzkosten anfallen und da die Software selbst notfalls leicht angepasst werden kann ist die Entwicklung auf Basis freier Software oft deutlich schneller und agiler. Das ist einerseits ein Vorteil für das Unternehmen aber macht am Ende des Tages auch das Leben der Entwickler:innen angenhmer. Anstatt mit bürokratischen Lizenzverhandlungen ist man mit der Lösung echter Probleme beschäftigt. Die Arbeit selbst wird angenhmer und sinnstiftender.

Die von Marx recht Eindrucksvoll beschriebene "Entfremdung" des Arbeiters vom Produkt seiner Arbeit wird aufgehoben. Die Software die Entwickelt wurde gehört dem/der Arbeiter:in und uns Allen.

Cloud und Software as a Sercvie

Wie oben argumentiert gibt es jede Menge an Lock-In Effekten im Bereich von Software. Das Problem wird noch mal deutlich verschäft wenn wir auf Online/Cloud Angebote blicken.

Bei traditioneller Software, auch wenn es kommerzielle Software war, hatten wir zumindest eine Kopie der Software zur eigenen Verwendung und wir hatten die Daten, wenn auch oft in einem herstellerabhängigen Format, lokal auf unseren eigenen Servern. Mit Cloud Angeboten sind wir den Herstellern dieser Tools noch eimal deutlich mehr ausgeliefert: Die Daten sind nicht mehr bei uns. Die Software kann vom Herstller jederzeit verändert oder sogar abgedreht werden.

Die Nutzung von Cloud kann durchaus in manchen Bereichen sinnvoll sein aber die oben angestellten Überlegungen sind dort um so wichtiger. Will man z.B. Software testen dann ist es sehr bequem wenn man dafür nicht erst teure Hardware kaufen muss, von der man nicht weiß ob man sie in wenigen Tagen nocht braucht. Ein virtueller Server in der Cloud ist hier sehr bequem. Wer also nur virtuelle Server (Infrastructe as a Service) nutzt ist nach wie vor recht flexibel wenn auf der virtuellen Infrastruktur auch nur Freie/Open Source Software läuft.

Viele Nutzer von Cloud Services achten daher sehr darauf dass die Services die sie nutzen kompatibel zu Open-Source Produkten sind. Damit kann notfalls leicht der Cloud-Provider gewechselt werden oder man kann zuück zu eigener ("on-premises) Hardware gehen.

Künstliche Intelligenz

Mit den neuen Möglichkeiten durch die jüngsten Entwicklungen im Bereich der KI ergben sich nochmals ganz neue Aspekte von Freier Software/Open Source. Das würde aber den Rahmen dieses Textes sprengen und bedarf einer eigenen Analyse.

Forderungskatalog

Wie wir gesehen haben reichen die "Marktkräfte" nicht aus um die Vorteiler Freier/Open Source Software für die Gesellschaft optimal nutzen zu können.
Es braucht also politische Forderungen die Rahmenbedingungen schaffen in denen sich der Nutzen Freier Software optimal entfalten kann.

  • Verbot von Software Patenten

Obwohl der Kampf gegen Software patente mit der Abstimmung im EU-Parlament
im Jahre 2004 einen Etappensieg erungen hat versuchen die Konzerne
weiterhin umfangreiche Pateintierungsmöglichkeiten zum "Schutz" ihrer
Monopolstellung durchzusetzen. Mit der Schaffung des UPC ("Unified Patent
Court") haben die Konzerne hier einn wichtiges Instrument um den
Patentierungsprozess der demokratishcen Kontrolle zu entziehen. Dies wurde
in Österreich mit der unterstützung ALLER(!) 5 Parlamentsparteien erlaubt.
Der Kampf gegen Software Patente ist damit wieder aktueller den je.

  • Verpflichtung zu offenen Standards

Der Lock-In Effekt von Software wird vor allem durch herstellerabhängige
Dateiformate und Programmierschnittstellen (APIs) erziehlt. Mit der
Verpflichtung zur verwedung von offenen (Also bekannte und gut
dokumentierten) Formaten und Schnittstellen wird dieser Effekt zumindest
abgeschwächt. Der Kampf um unsere Freieheit wird also heute sehr stark in
den ISO-Gremien geführt. Nachdem das OpenOffice/LibreOffice Dateiformat
von den ISO Gremien als Standard akzeptiert wurde war Microsoft stark
bemüht auch das eigene Office Format als "Standard" zertifiziert zu
bekommen. In geleakten E-Mail an Schwedische Delegierte in den
entsprechenden ISO-Gremien wurde bekannt das Microsoft den Ländern die in
der Abstimmung für die Annahme stimmten entsprechende "Vorteile"
versprach. Insgesamt zeigt dieser Fall wie erdrückend die Macht globaler
Konzerne im Vergleich zu kleinen Nationalstaaten schon ist.

Das Protokoll dass die Micrsofts Groupware "Exchange"
verwendet wollte der Konzern gar nicht veröffentlichen und musste erst per
Gerichtsbeschluss dazu gezwungen werden. Ensprechend schlecht ist die
Dokumentation des Protokolls.

Idealerweise sollte garantiert werden dass es zu all diesen Standards
auch immer freie Referenzimplementierungen geben muss. D.h. kein
Standard sollte akzeptiert werden ohne eine solche
Referenzimplementierung. Bestehende Standards sollten ihre gültigkeit
Verlieren wenn keine offene Referenzimplementierung vorhanden ist.

Noch besser als offene Standards die hauptsächlich von kommerziellen
Closed-Source Produkten unterstützt werden ist daher jedenfalls der
Einsatz von Open Source Produkten. Wenn kommerzielle Software schon nicht
gänzlich verboten wird so müssen die Hersteller zumindest zur Offenlegung
der Schnittstellen verplfichtet werden.

Dass Produkte die verkauft werden bestimmten Kriterien an Qualität und
Konsumentenschutz entsprechen müssen sollte eigentlich Standard sein. Im
Bereich der Software gibt/gäbe es hier gegenüber traditionellen Produkten
nur deutlich mehr zu tun.

  • Zurückschrauben von Copyright

Auch das Urheberrecht wird sehr oft dafür benutzt um kommerzielle Software
vor freier Konkurrenz zu schützen. Freie Software baut darauf auf dass
Software frei kopiert werden darf. (In manchen der Lizenzbedinungen Freier
Sofware wird das Urheberrecht genutzt um explizit diese Freiheit zu
zementieren).

Angesichts der oben erklärten Problem kommerzieller Software wäre durchaus
euch ein Verbot kommerzieller Software in bestimmten Bereichen anzudenken.
Besser als ein Verbot wäre aber wohl das zurückschrauben des
Urheberrechtsschutzes in diesem Bereich: Wenn Sofware in gewissen Bereichen
nicht mehr geschützt werden kann fällt auch die Möglichkeit weg damit Gewinn
zu machen.

  • Einsatz Freier Software im Öffentlichen Bereich

Wenn schon private Konzerne dumm gegnug sind in die Lock-In Falle von
kommerzieller Software zu tappen dann sollte zumindest die öffentliche
Hand hier klüger sein. Wir brauchen gesetzliche Regelungen die den
weitgehenden Einsatz Freier/Open Source Software in der Öffentlichen
Verwaltung verpflichtend machen. Sich aus den Lock-In Verhältnissen in die
man dort geraten ist zu befreien ist natürlich nicht immer einfach und
anfänglich mit Aufwand und Kosten verbunden. Langfristig würde das aber
enorme Ersparnisse bringen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende.

  • Einsatz Freier Software im Bildungsbereich

Besonders wichtig ist der Einsatz Freier/Open Source Software im
Bildunsbereich. Immerhin ist es einer der Faktoren die stark zum Lock-In
Effekt beitragen: Menchen nutzen die Software die sie kennen. Weil schon
das Know-How vorhanden ist eine bestimmte Software zu verwenden will man
dann nicht umlernen. Es ist völlig absurd und unakzeptabel dass wir mit
unseren Steuergeldern dafür bezahlen sollen dass unsere Kinder mit
kommerzieller Software angefixt werden.

  • Strategische öffentliche Finanzierung wichtiger Open Source Projekte

Wie wir am Beispiel von OpenOffice/Libreoffice gesehen haben: Die
Entwicklung von Software ist vergleichsweise billig. An vielen Stellen im
Ökosystem Freier Software bedarf es nur einer handvoll von
Entwickler:innen um strategisch wichtige Open Source Projekte zu
entwicklen und zu maintenen.

Die öffentliche Hand könnte hier mit sehr geringem Aufwand enorm viel
Nutzen produzieren.

In vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltungen wird ohnehin auch
Software entwickelt. Wir müssen die Verwaltungen jedenfalls verpflichten
dass die Produkte dieser, von uns bezahlter, Entwicklung uns allen als
Open Source zu gute kommen.

  • Besteuerung komerzieller Software um Freie Software zu fianzieren

Auch wenn die Beträge die es braucht um öffentlich Freie Software zu
Finanzieren vergleichsweise gering sind, sollte darüber nachgedacht werden
ob die Finanzierung nicht gleich durch eine Steuer auf den Verkauf
kommerzieller Software erfolgen könnte. Das verdoppelt den Nutzen:
Schädliche Kommerzsoftware wird teurer und geleichzeigt werden freie
Alternativen verfügbar.

  • Mit Gutem Beispiel Vorangehen

Auch wenn mit den Mitteln der Politik viel bewegt werden könnte: Niemand hält uns auf mit gutem Beispiel voranzugehen. Freie Software verwenden zahlt sich auch für uns langfristig aus. Auch wenn es Anfangs etwas Aufwendig ist sich aus der Geiselhaft zu befreien: Mittel- und Langfristig bringt es uns einerseits direkte Vorteile und andererseits ist es politisch nützlich damit aufzuzeigen wie absurd das Kaptialische System inzwischen ist.

Jenseits von Software

Vieles in unserer High-Tech Welt funktioniert heute ähnlich wie Software. Cumpetechips werden nicht per Hand designed sondern in einer Programmiersprache wie VHDL oder Verilog. Mechansiche Teile via CAD. Seit preisgünstige 3D-Drucker und Lasercutter verfügbar sind teilen viel Menschen ihre Konstruktionen für 3D Objekte online und andere Bauen auf den Designs anderer wieder auf. Welchen Effizienzboost würde unsere Wirtschaft erhalten wenn wir in allen Bereichen von Wissenschaft, Technik und Fertigung auf mehr auf Kooperation statt kapitalistischern Konkurrenz setzen würden?


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